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Mom-me oder ich war mal ganz anders

Ich war mal ganz anders. I used to be cool. Ich war mal on top of my game. Ganz oben. Mein Fashion-game, mein Beauty-game, mein Lifestyle-game, mein Brain-game usw. Doch diese Tage sind vorbei.

Lange ist es her, dass ich Absätze trug. Oder gar einen Minirock. Es gab eine Zeit, in der die örtlichen Nachtlokalitäten bis zu 3 Mal wöchentlich einen Besuch meiner Wenigkeit abgestattet bekamen. Mit 4 Wodka-Bull intus und 10 cm Stiletto, mit Miniröcken und Feinstrumpfhosen, mit Locken im Haar, katzenäugigem Eyeliner, Schmuck an jeder Extremität und Zigarettenschachteln im Ausschnitt. Doch heute ist alles anders.

Vor kurzem trug ich einen schlichten Ankleboot mit 4 cm Blockabsatz in der Schule. Meine Füße schrien nach Erlösung nach 5 Stunden Unterricht. Ich muss in meinem Unterricht nämlich durchgehend STEHEN, da die Schüler es als eindeutiges Signal zur völligen Eskalation verstehen, wenn ich mich setze. Ein Mal Absatz in der Schule und nie wieder. An meine zarten Füßchen kommen nur noch Sneaker. Ist auch praktischer zum Kind hinterherrennen. Mom-style.

anno 2008
Ich kann mich auch nicht entsinnen, wann ich zuletzt meine Haare gemacht hätte. Also machen im Sinne von Styling. Locken, glätten, hochstecken oder so. Mein Styling ist waschen, Handtuch drauf, ins Bett gehen. Hoffen, dass ich morgens nicht aussehe wie Einstein. Circa zwei Mal jährlich suche ich den örtlichen Friseursalon auf. Das aber auch nur, weil er direkt neben meiner Wohnanlage ist und ich dort täglich mit dem Buggy vorbeilaufen muss, während ich lächelnd und den Friseur grüßend schuldbewusst versuche, meinen 10 cm Ansatz vor ihm zu verstecken. NOCH weigere ich mich, auf einen praktischen Kurzhaarschnitt umzusteigen. Vielleicht mit 40 dann und blond gesträhnt ;) Mom-style.

Früher habe ich die Sonntage mit Gesichtsmasken und Maniküre verbracht. Ausnahmslos. Jedes Wochenende. Was einer Beauty- oder Wellnessbehandlung in meinem Alltag heutzutage noch am nächsten kommt, ist, wenn ich die Spülmaschine öffne und mir komisch müffelnder, heißer Dampf ins Gesicht schlägt. So wohltuend. Skin treatment Mom-style.

Heute so

Während meines Studiums gab es selten Tage, an denen mich meine WG-Mitbewohner vor 11:00 Uhr vormittags antreffen konnten. Ich habe Universitätskurse teilweise nach dem Gesichtspunkt ausgewählt, zu welcher Uhrzeit sie stattfanden und auf die vor 12 Uhr beginnenden verzichtet.
Heutzutage wache ich um 6:30 Uhr auf, spule mein Minimalprogramm im Bad ab und schleiche mich dann wie ein Dieb möglichst leise und in Zeitlupe aus dem Haus, damit die anderen ausschlafen können. Wehe, der Autoschlüssel klimpert morgens zu laut! Dann wacht das Kind auf, was verheerenden Einfluss auf die folgende Mittagsschlaf-und Zubettgeh-Routine hat! Waking up Mom-style.

Es gab Zeiten, da war ich up to date, was Mode/ Lifestyle oder Promi Themen betraf. Wenn ich heute mal den Fernseher anschalte, kenne ich keins der Gesichter im Boulevard (außer natürlich den verkackten Kardashians, aber die sind ja verbreiteter als Herpes) Auch kein Verlust. Ich habe viel zu viel Zeit mit dem Fernseher verbracht, mangels Netflix. Heutzutage halte ich mich eher an Serien, die Wein aus Keramikbechern trinkend gebingewatched werden können, wenn das Kind pennt. Mom-Style.

Beenden möchte ich diese gereihten Anekdoten gerne mit einem Vergleich. Das Leben früher war ein bisschen wie Super Mario Land Level 1. Ein fröhliches Hüpfen durch ein Land voll Verheißungen und Wunder. Heutzutage entspricht es mehr der Mario Cart Regenbogenstrecke. Du denkst, du rockst es voll und merkst dann, dass du nur auf den falschen Screen geschaut hast. Die Strecke löst sich auf und ständig fällst du runter. Nintendo Style.

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