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Die Freudlosen, Hobbylosen und Hirnlosen

Ich bemerke erstaunt, dass ich mich immer mehr zum Serdar Somuncu der Muddi-blogs entwickle. Man könnte sagen, the rage is too damn high. Es gibt so viele Sachen, die mich aufregen, ein Wunder, dass ich noch keinen Bluthochdruck habe.
Eine neue Episode aus meinem Leben hört sich an wie ein Witz: Treffen ein Arzt, ein Anwalt und eine Mutter aufeinander. Leider folgt dann kein Witz, sondern eine Episode, die vor Sinnlosigkeit trieft.
Aber von vorne. Wie erwähnt, habe ich keine normalen Nachbarn, sondern wohne in einem Haus ganz oben, in dem ansonsten nur Praxen sind. Unten ein Physio, in der Mitte ein Anwalt, oben ein Arzt. Dann ich. Die nachbarschaftlichen Beziehungen waren geprägt von freundlichem Nicken und Grüßen. Alles gut, keine Probleme. Doch eines Tages geschah etwas, das das sensible Konstrukt der Nachbarschaftsbeziehungen ins Wanken brachte. Ein Stein des Anstoßes, der das Fass derartig schnell zum Überlaufen brachte, dass es eine Springflut gab. Ein unerhörtes Ereignis, das Stoff für eine Novelle böte. Haltet euch fest und schickt die Kinder aus dem Raum: Frauerr hat ihr Auto falsch geparkt.
Besagte Praxen haben Außenstellplätze, die von der ganzen Stadt frisch, frei und fröhlich als kostenlose Parkplätze genutzt werden, insbesondere abends und an Wochenenden, zb. um das Stadtfest, die Pizzeria, den Döner zu besuchen. Ist ja eigentlich kein Problem, denn die Praxen schließen um spätestens 18:00 Uhr. Eines schönen Abends wies ich den Mann an, mein Schiff von Auto auf einem der 6 Außenstellplätze der Arztpraxis zu parken, damit man es für den Urlaub beladen kann, ohne ständig in die Tiefgarage zu müssen. Erschien mir nur recht und billig, schließlich waren die Praxen ja alle seit langem geschlossen und mein Auto nahm daher ja keinem Klient/Patient den Stellplatz weg. Gesagt, getan. Auto beladen um 20:00, los nach Italien gefahren um 21:00, völlig zwischenfalllos.
Doch dann, Wochen später dun dun dunnnnnnnn: ein fetter Brief im Briefkasten: Anwaltliche Abmahnung. 150€ seien zu zahlen und eine strafbewehrte Unterlassungserklärung sei abzugeben, da ich auf einem Privatparkplatz von nennen wir ihn Dr. X- geparkt habe. Mit Beweisfotos von meinem Auto auf seinem beschilderten Parkplatz. LOL. Ich mein WTF.
Dr. X hat also an einem Freitag Abend, 7 Stunden nach dem Schließen seiner Praxis seine Zeit damit verbracht, am Fenster zu kauern und wie ein Geheimagent Fotos von Parksündern in der Dämmerung zu schießen. :D Dann hielt er es auch nicht für nötig, bei uns zu klingeln und zu sagen, wir sollten das Auto gefälligst von seinem Parkplatz wegfahren. Er hätte selbiges von mir aus auch unwirsch aus dem Fenster rufen können. Aber nein, dem passionierte Hobbyfotograf ist das normale nachbarschaftliche Procedere unbekannt.
Versteht mich nicht falsch, klar, es ist sein Parkplatz und mein Auto. Aber einfach mal direkt den Rechtsweg einzuschlagen ist schon mega kleinlich. Sad, sad Dr. X.
Der gute Mann konsultiert also einen Anwalt, der im weitesten Sinne auch Immobilienrecht anbietet und -praktischerweise- auch noch direkt im selben Haus praktiziert. Süß! Wie eine kleine Clique halten sie zusammen, die Eigentümer. So richtige kleine buddys. Dr. X holt sich sein Recht, und der Anwalt hat auch noch was dabei verdient. cute. Simma doch alle glücklich. Mal sehen, ob die halbe Stadt dann auch abgemahnt wird, die Parkplätze sind ja am Wochenende regelrechte parking-hotspots. Ich denke nicht. Leider erschließt sich mir nicht, worauf Dr. Xs plötzliche Feindseligkeit mir gegenüber gründet. Ist mir auch egal. Es gibt eben hobbylose, freudlose und hirnlose. Und manchmal vereint sich all das in einer Person. Es lebe die Medizin! Oder wie buddy Schiller es formulierte: "Es kann der frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt."
Rant Ende.

Kommentare

  1. Hirnlos wie wahr. Und was machst du jetzt? Ich würde da ja gegenan gehen, gerade weil keine Kommunikation stattgefunden hat und gegen andere Wildparker nicht angegangen wird.

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    1. Hallo Erstkommentatorin <3
      Wir haben es Anwälten vorgelegt, die meinten, keine Chance. Er hat Beweise und ist im Recht. Also hab ich in den sauren Apfel gebissen, den Wisch unterschrieben und bezahlt. Zum Glück war der Streitwert gering, aber ist halt trotzdem echt ärgerlich.

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  2. Du schreibst wirklich lustig :D macht echt Spaß das zu lesen.
    Ich hätte den Herrn an deiner Stelle einfach darauf angesprochen und gesagt, dass ihr das Auto nur schnell für den Urlaub beladen wolltet und es so einfacher war. Da die Praxis schon geschlossen war, hast du ja niemanden damit gestört und würdest dich freuen, wenn man das auch so regeln könnte und dass du in Zukunft nicht mehr dort parken wirst. Vielleicht hätte er ja mit sich reden lassen.

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    1. Danke :) Ja, normalerweise hätte ich auch einfach mit Ihm kommuniziert. Aber die Anwaltskosten waren ja schon entstanden, dadurch, dass er den Anwalt konsultiert hat. War also schon zu spät.

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