Direkt zum Hauptbereich

A desperate housewife's anthem

Es sieht aus wie Bombe.

Krümel beherrschen das Bild in der Küche und um den Esstisch herum. Man könnte meinen, jemand hätte wie Hänsel und Gretel eine Brotkrumenspur gelegt, um nach Hause zu finden.

Taschentücher liegen wie pittoreske Schneeflöckchen verstreut in der Wohnung. Doch hier wohnen keine pubertierenden Teenager Jungs. Die Grippewelle hat zugeschlagen.

Im Bad erhebt sich der Mount Rushmore der Dreckwäsche; ein jedes Wäschestück blickt mahnend auf den Verursacher bzw. Beseitiger der Schmutzwäsche.

Kieselsteine in allen Größen und Variationen ergießen sich regelmäßig auf den Parkettboden und garnieren sprenklerisch Eingangsbereich und Flur, wenn Kinderschuhe ausgezogen werden. Kratzer im Parkett gibt's durch nicht zeitgerechte Beseitigung inklusive.

der aufgeräumte Zustand ;)


Unter den Betten und Sofas wohnen ganze Wollmaus-Kolonien; alle horizontalen Flächen weisen eine charmant-silbrig glitzernde Schicht auf.

Die bodentiefen Fenster/Balkontüren, die der loftartigen Wohnung einst zu einem Flair lichtdurchfluteter Hallen verhalfen, sehen aus, als hätte man ein Pfund Butter großzügig auf ihnen verteilt und verrieben. Ein Touch Horrorfilm-Ambiente ist ebenfalls vorhanden, denn kleine Mundabdrücke und Hand-Wisch-Spuren komplettieren das Bild. Sie sehen aus wie jene, die Rose's Hand beim dampfigen Techtelmechtel mit Jack an der Scheibe des Oldtimers im Bauch der Titanic hinterließ. À propos hot and steamy: einmal dampfreinigen wäre dringend vonnöten! Wo sind die Kärcher-Vertreter, wenn man sie mal braucht?!

Im Kühlschrank herrscht irgendwie immer gähnende Leere, von undefinierbaren, kalt-schrumpligen Überbleibseln im Gemüsefach mal abgesehen. Der Mensch kann auf den Mond fliegen, aber er muss sich immer noch der zeitraubenden und öden Prozedur des Essen-aussuchens, -kaufens, -verpackens, - transportierens und -einräumens unterwerfen.

Auf dem kleinen Balkon, von uns liebevoll "Müll-Balkon" genannt und gleichnamig genutzt, stinkt die Windeltüte vor sich hin. Ich kann niemanden verstehen, der ernsthaft die Stinkbomben im Haus behält.

Wenn der Spruch "my home is my castle" zutrifft, sprechen wir hier von einem Schloss Schreckenstein.

ABER:
Niemand hat gesagt, dass Tine Wittler mit meiner Wohnung d'accord sein muss. Es ist auch noch nicht so schlimm, dass Sükrü und die Entrümpelungsprofis anrücken müssen. Ich bin nicht Martha Stewart und das ist nicht Germany's next top apartment. Don't judge me, aber ich kümmere mich dann doch lieber um meine Arbeit und mein Kind. Vielleicht finde ich ja mal irgendwann in der nächsten Zeit, eventuell sogar vor der nächsten kompletten Sonnenfinsternis, Zeit und Muße, mich um die Wohnung zu kümmern. Ansonsten sieht man mich eben irgendwann jovial lachend, einen Molotow-cocktail über die Schulter werfend in den Sonnenuntergang schreiten, während der Laden hier in die Luft fliegt. Problem solved.



Kommentare

  1. Ich finde die Art deines Schreibstils sehr gelungen. Hat mir total Spaß gemacht deinen Post zu lesen!

    AntwortenLöschen
  2. Sehr lustig geschriebener Post :D Mir geht es aber genauso, ich habe bereits mehr als genug mit anderen Dingen zu tun, da muss sich der Haushalt eben einfach hinten anstellen (was dazu führt, dass es manchmal aussieht, als ob ein Tornado in meiner Wohnung gewütet hätte).

    Liebe Grüße, Vanessa

    https://vaniswelt.blogspot.de/

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Freudlosen, Hobbylosen und Hirnlosen

Ich bemerke erstaunt, dass ich mich immer mehr zum Serdar Somuncu der Muddi-blogs entwickle. Man könnte sagen, the rage is too damn high. Es gibt so viele Sachen, die mich aufregen, ein Wunder, dass ich noch keinen Bluthochdruck habe. Eine neue Episode aus meinem Leben hört sich an wie ein Witz: Treffen ein Arzt, ein Anwalt und eine Mutter aufeinander. Leider folgt dann kein Witz, sondern eine Episode, die vor Sinnlosigkeit trieft. Aber von vorne. Wie erwähnt, habe ich keine normalen Nachbarn, sondern wohne in einem Haus ganz oben, in dem ansonsten nur Praxen sind. Unten ein Physio, in der Mitte ein Anwalt, oben ein Arzt. Dann ich. Die nachbarschaftlichen Beziehungen waren geprägt von freundlichem Nicken und Grüßen. Alles gut, keine Probleme. Doch eines Tages geschah etwas, das das sensible Konstrukt der Nachbarschaftsbeziehungen ins Wanken brachte. Ein Stein des Anstoßes, der das Fass derartig schnell zum Überlaufen brachte, dass es eine Springflut gab. Ein unerhörtes Ereignis, das

Damn Gurl!

Man sagt, ein Kind ist wie ein Schwamm. Es saugt alles aus seiner Umgebung auf und kann es wiedergeben. Das kann ich unterschreiben. Mein Kind scheint ein besonders saugfähiges Exemplar zu sein. Sie ist knapp 26 Monate alt und kann ihre Bücher auswendig. Alle. Sie hat gut über 50 Stück und zahlreiche Pixibücher dazu. Unter denen keinesfalls nur klassische Babyliteratur wie Moritz Moppelpo oder L eo Lausemaus (Protagonisten müssen, so scheint's, Alliterationsnamen haben), sondern auch Peter Hase oder Oh wie schön ist Panama! Eigentlich braucht sie uns als Elternteile gar nicht, um die Bücher zu "lesen", sie liest sie sich teilweise selbst vor. Ein bisschen freaky ist das ja schon... Manchmal läuft sie herum, sagen wir, auf dem Spielplatz und rezitiert eine Seite aus einem Janosch Buch - komplett, Wort für Wort. Lieder, Reime und sonstige oft wiederholte Sprüche kann sie aus dem ff. Gestern zeigte L. völlig unvermittelt, während wir ein Buch gelesen haben, auf ein Radio